Kindernotaufnahme Spatzennest Essen
Das Spatzennest – unter der Leitung von Martina Heuer – ist ein Zuhause auf Zeit für Kinder im Alter von 2 – 12 Jahren. Diese Kinder kommen wegen Misshandlungen, sexuellem Missbrauch oder Verwahrlosung in die Notaufnahme. Diesen Kindern muss geholfen werden, denn alleine können sie sich nicht aus ihrer traumatisierten Lage befreien. Mittlerweile gibt es zwei „Spatzennester“. Ein Spatzennest in Altenessen und eins in Borbeck. Hier werden insgesamt 26 Kinder aufgenommen.
Die Kindernotaufnahme Spatzennest ist eine Einrichtung des Deutschen Kinderschutzbundes, Ortsverein Essen.
Seit 2009 unterstützt die freddy fischer stiftung diese wirklich wichtige Einrichtung. Gezielt wird durch die Stiftung das Projekt Ergo- und Sprachtherapie und psychologische Betreuung unterstützt. Kinder, die am stärksten betroffen sind, erhalten diese Betreuung. Viele dieser Kinder sind in der Bewegung, Wahrnehmung, Feinmotorik, Konzentration, Verhalten, Sprachentwicklung, Grammatik, Aussprache wie Lautanbahnung, Sprachverständnis, Wortschatz, Mundmotorik u.v.a. mehr eingeschränkt und dieses muss gefördert werden, um eine Chancengleichheit herzustellen.
Bisher konnten wir 16 Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen. Wir werden aber weiter, mit Ihrer Unterstützung, daran arbeiten, dass wir auch die anderen Kinder mit in diese Planung einbeziehen können. Hier dürfen wir nicht locker lassen. Wir zählen weiter auf Ihre Hilfe und Unterstützung. Nur gemeinsam sind wir stark. Danke.
Ein Bericht aus der Kindernotaufnahme
Welche Defizite die Kinder haben und welche Fortschritte sie unter der Betreuung des Zentrums für Kindesentwicklung des Deutschen Kinderschutzbundes Essen machen, schildert folgender Bericht:
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Das Kind Johanna (4 Jahre, Name wurde geändert) lebt seit einigen Monaten in der Kindernotaufnahme Spatzennest. Aufnahmegrund ist die körperliche Misshandlung des Kindes. Johanna weist viele individuelle Entwicklungsdefizite auf und hat diagnostizierte Entwicklungsstörungen. Sie weist daher einen deutlich erhöhten Förderbedarf, besonders in den Bereichen der Sprache und Motorik, auf. Ihr Sprachschatz ist nicht altersgerecht entwickelt.
Für Johanna stellt es eine große Herausforderung dar, sozial kompetent zu handeln, da ihr Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten fehlen, die es ihr ermöglichen, in den Situationen adäquat zu handeln. Neben der noch sich entwickelnden Kommunikationsfähigkeit gehören dazu auch die Konfliktfähigkeit und das Einfühlungsvermögen in andere Menschen. Johannas Schmerzempfinden ist sehr auffällig. So hat sie sich in der Zimmertür die Finger geklemmt und nicht geweint. Fällt sie hin, lacht sie oder erstarrt. Sie läuft sehr unkoordiniert und fällt viel hin. Ihr Spielverhalten ist durch Ideenlosigkeit gekennzeichnet. Sie fängt vieles an zu spielen, verliert jedoch nach kurzer Zeit das Interesse daran.
So gibt es noch viele Defizite, die durch die Ergo- und Sprachtherapie, aufgefangen werden müssen. Johanna besucht den heilpädagogischen Kindergarten des Spatzennestes. Dieser bietet ihr einen strukturgeleiteten Ablauf am Vormittag. Sie nimmt das Angebot nur zögerlich an und ist Erwachsenen gegenüber sehr zurückhaltend. Sie profitiert jedoch vor allem von der klaren Struktur und den wiederkehrenden Ritualen in der Gruppe. Außerhalb des Kindergartens musste sie erst lernen Vertrauen zu den Mitarbeitern und den anderen Kindern aufzunehmen. Im Laufe der Zeit gelang dies immer besser. Sie benötigt viel körperliche Nähe.
Johanna bekommt einmal wöchentlich eine 45-minütige Einheit Sprach- und Ergotherapie. Sie mag es besonders gern sich draußen zu bewegen und auf dem Spielplatz zu spielen. Hier setzt verstärkt der geschützte Rahmen der Ergotherapie ein. Johanna lernt Stück für Stück die Welt kennen. Durch die Therapie hat Johanna ihre lebens- und alltagspraktischen Fähigkeiten gesteigert. Sie ist in der Lage sich alleine an- und auszuziehen, mit Messer und Gabel umzugehen. Ihr Schlafverhalten hat sich gut entwickelt. Sie schaukelt sich nicht mehr in den Schlaf, schläft meist durch und hat keine Albträume mehr. Sie ist aufgeschlossener und fröhlicher. Sie nimmt neue Anregungen auf und zeigt Freude an gemeinsamen Aktionen mit Erwachsenen. Das Ziel ist es Johannas Selbst- und Körperbewusstsein zu stärken.
An diesem Bericht ist deutlich zu erkennen, wie wichtig die Arbeit einer Therapeutin im Spatzennest ist und welche Wirkung sie auf die Entwicklung der Kinder hat. Es übersteigt teilweise unsere Vorstellungskraft, mit welchen Schwierigkeiten diese kleinen Menschen schon zu kämpfen haben. Kleine Wesen, die wir eigentlich an die Hand nehmen, ihnen die Welt erklären, ihnen ein beschütztes Zuhause geben und sie einfach nur liebhaben müssten. Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhin, damit wir, gerade diesen Kindern, wieder Sonne in ihr Leben bringen können und sie altersgerecht und selbstbewusst aufwachsen können.
Herzlichen Dank, das Team der freddy fischer stiftung.